Nach der Natur

19. Juni 2021 – 19:30 (Erstausstrahlung)

Oder zum Nachschauen:

musikalische Lesung mit Texten von Christian Zillner
Christian Zillner malt, schreibt und denkt gern. Sein Interesse gilt jeder Form von Wildnis. Tief im Gras der Wiese, Blüten über dem Kopf, durch ihre Halme hindurch schau ich voller Staunen auf Grau und Gold, an dem sich Menschen erbauen.

Besetzung
Augustin Jagg (Sprecher; künstlerische Leitung Theater KOSMOS Bregenz; Dr.-Toni-und-Rosa-Russ-Preis 2020)
Bernhard Geigl (Keyboards, Komposition)
Andreas Broger (Saxofon, Flöte, FX)
Michael Wedenig (E-Gitarre, FX)

Dauer
60min

Christian Zillner: Bruegheln Herbst – 170x90cm, Acryl auf Papier, 2020 Foto: Christopher Mavrič

Projektbeschreibung
Texte aus Christian Zillners (Maler, Literat) neustem Buch stehen im Zentrum des Projekts „Nach der Natur“. Lesung und Musik werden über Symbolik des Textes zueinander in Bezug gesetzt und über Sprache und Klang ins Dasein gebracht. Um die existenzialistischen Texte aus der Form der Selbstgespräche in einen kommunikativen Dialog mit dem Publikum zu erheben, wird Dramaturgie zu einem Transportmittel und löst disziplinäre Besitzanspruche auf in eine Flut von Deutungsmustern und Hinweisen, als gleiche die Wahrnehmung unserer Zeit einem luziden Traum: eigentlich ist man handlungsfähig, doch sind wir wach?
In diesem Widerspruch – so er denn einer ist – wird der aktuellen geistigen und seelischen Verfassung der Menschheit nachgespürt, tiefer gebohrt und ausgeforscht, ob es da draußen was gibt: Das uns aufweckt? Das uns bedroht? Das uns Trost spendet? Oder ob wir selbst in uns etwas finden, wie es weitergehen kann?

Nach der Natur, 2021

Auszug aus dem Text
„Am Abend rücken die Berge enger zusammen. Das ist ein Satz, der von Hesse stammen könnte, ist aber mir eingefallen. Darin geht es irgendwie zauberhaft zu. Berge empfinden wir als unverrückbar, was zwar falsch ist, aber plausibel klingt. Tatsächlich sind sie stets in Bewegung, wachsen, sofern man das Aus-der-Erde-Getrieben-Werden so bezeichnen will, und nehmen ab, woran Wind und Regen beteiligt sind. Es würde mich aber wundern, wenn empirische Studien über das „Verhalten von Bergen“ (besser „ihre Haltlosigkeit“ – schließlich geht es um Bewegung) ergäben, dass sie sich am Abend einander annähern. Vermutlich befinden sie sich in einer ständigen, kaum wahrnehmbaren Pendelbewegung – so kann es durchaus sein, dass zwei pendelnde Berge einander für einen Moment näherkommen, natürlich auch im Abend. Aber dahinter steckt keine Absicht, wie der Satz andeutet – ohne es so zu sagen. Sie rücken nur sozusagen enger zusammen.“ (Christian Zillner)

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